Erlebnisbericht des Süddeutschen Harfenfestivals 2007
Dieses Jahr fand das Harfenfestival zum zweiten Mal am idyllisch gelegenen Schliersee in der Woche vor Ostern (4.-7. April 2007) im schönen und geräumigen Jugendhaus Josephstal statt.
Zusammen mit ca. hundert anderen Teilnehmern fand ich mich also Mittwoch Nachmittag in besagtem Jugendhaus ein, wurde sehr freundlich in Empfang genommen und zügig in den Ablauf des Festivals eingeführt. Bei der Vorstellungsrunde im großen Saal lernten wir erstmals die Dozenten kennen, die ich zum Teil nur von CDs oder aus den Medien kannte. Ich war völlig überwältigt was ich da zu sehen und zu hören bekam. Erstklassige Musiker, denen es trotz ihrer hohen Professionalität in kürzester Zeit gelang, eine sehr gelöste und freundliche Atmosphäre auf dem Festival zu verbreiten. Sie gaben sich nicht als Götter (obwohl sie mir zum Teil echt so vorkamen), sondern waren im Nu mit den Teilnehmern im Gespräch, einige mit einem richtig erfrischenden Humor.
Auf Uschi Laar mussten wir in diesem Jahr bei der Begrüßung leider verzichten, da sie unter etwas erschwerten Bedingungen an diesem Abend erst aus Edinburgh vom dortigen Harfenfestival eingeflogen wurde. Bei der Begrüßung und Einweisung wurde sie jedoch nicht weniger kompetent von ihrer Tochter Lana Laar vertreten.
Nachdem jeder Dozent kurz seine Musik und sein Seminarthema vorgestellt und zu Gehör gebracht hatte, gingen wir Teilnehmer auf ein kurzes Kennenlernen mit unseren Dozenten in die Kursräume, um schon einmal einen kleinen Eindruck von den uns bevorstehenden Lehrinhalten zu bekommen.
In meinem Seminar staunte ich in den folgenden Tagen nicht schlecht, mit welch schwungvoller und ansteckender Art Janet Harbison uns die mitreißende Musik ihrer irischen Heimat vorstellte. Sehr schnell und mit höchster Konzentration lernten wir schöne, neue Stücke kennen, übten verschiedenste Verzierungen dazu ein und, zugegeben, ich kam dabei auch mal ganz schön ins Schwitzen... (wie ich dann aber mit einem Seitenblick erkennen konnte, war ich da Gott sei dank nicht die einzige damit im Kurs und so konnte man auch immer mal wieder über seine eigene Begriffstutzigkeit lachen)
Janet erzählte uns viel von der irischen Harfentradition, über das Land selber, dessen Mythen und überlieferten Anekdoten, und am Ende des Kurses waren wir auf wunderbare Weise ein Stück in diese faszinierende Harfenkultur eingetaucht. Wir nahmen viel neues Musikrepertoire, Anregung zur musikalischen Gestaltung sowie technische Finessen, und nicht zuletzt ein Gefühl großer Bereicherung mit nach Hause.
Während dieser Tage hatte ich außerdem die Möglichkeit in den Workshops, die zusätzlich zum Seminarbetrieb stattfanden, auch die übrigen Dozenten zu erleben.
Park Stickney (USA) beispielsweise, der ja wie mir vorher schon zu Ohren kam, als der weltweit beste Jazzharfenist bekannt ist, entlockte seiner Harfe Klänge, die ich bisher noch nie gehört hatte und außerdem für völlig unmöglich gehalten hatte. Er zeigte in seinem Kurs revolutionierende neue Techniken, angefangen von den sogenannten Pedal-Slides bis hin zu Dämpftechniken, die bisher noch niemand in dieser Form gespielt hat. Ganz abgesehen von seinen Solodarbietungen, für die ich erst mal einen Stuhl zum Hinsetzten brauchte, damit ich überhaupt weiter in Ruhe zuhören konnte.
Außerdem kam ich in den Genuss, bei Uschi Laar einen Workshop zum Thema Harfe und Heilung mitzumachen, in dem ich Dimensionen der Harfe kennen lernte, die mich sehr berührten.
Es würde ein unendlich langer Artikel werden, wollte ich auch alle anderen Dozenten (Nuria Llopis Areny, Christoph Pampuch, Christine Kügerl, Evelyn Huber, Dino Contenti, Janet Harbi-son, Kiko Pedrozo und Tormenta Jobarteh, Sigi Hausen, Gigi Biolcati, Christoph Pelgen, Johannes Meyr) genauer beschreiben und detailliert berichten, welch spannende und teilweise völlig neuen Dinge ich von ihnen allen mitnehmen konnte.
Nach den Workshops gab es die abendlichen Sessions mit kleinen Konzerten der Teilnehmer und den gemeinsamen Tanz.
Johannes Meyer und Christoph Pelgen spielten ganz schwungvoll mit live Musik zum Tanz auf und leiteten die Tänze auch richtig gekonnt an. Wir tanzten alle Arten europäischer Tänze: Wilde, Langsame, Schwierige und Einfache und ich kam immer mehr in Fahrt. Es tat so gut, mal den Kopf zu entlasten und dem Rest des Körpers seinen Lauf zu lassen. Außerdem war es schön, mitzubekommen, wer sich da sonst noch auf dem Festival so verlustierte.
Und schließlich war da noch das Harfencafe: Dort konnte man sich entweder vom wilden Tanzen erholen, oder gleich zu einem Instrument greifen und sich zu einer der musizierenden Gruppe dazugesellen, oder man konnte sich einfach gemütlich bei Wein oder Bier un-terhalten. Ein wohltuender Ausklang für die ereignisreichen Tage. Von Witzerunden, bis hin zu tiefgreifenden Fachgesprächen hatte ich alles hinter mir, wenn ich dann spät nachts tod-müde ins Bett fiel.
Weiteres Highlight für mich war die abendliche Malsession am Karfreitag: Eine Oase der Stille. Jeder der Lust hatte, konnte schweigend an einem gemeinschaftlichen Bild (Leinwand) mitwirken, bzw. zusehen, wie es Stück für Stück entsteht. Während gemalt wurde, spielte irgend einer der Dozenten oder auch einer der Teilnehmer Musik auf der Harfe. Diese ruhige Atmosphäre in der Kapelle die im Haus integriert ist bot mir eine wunderbare Möglichkeit ein wenig zur Ruhe zu kommen und alle Eindrücke, die bisher auf mich einströmten, ein wenig zu verdauen.
Weitere Highlights waren die Harfenbauerausstellung und natürlich das Harfenfestival-Konzert im Waitzingerkeller in Miesbach.
Denn wann sonst hat man schon mal Gelegenheit sich durch eine so enorme große Auswahl an Harfennoten durchzuwühlen bzw. so viele Harfen und Harfenbauer gleichzeitig zu erleben?
Und wann sonst hat man die Möglichkeit, gleich vier derartig umwerfende internationale Künstler live auf der Bühne zu erleben?
Eine solche Vielfalt von unterschiedlichtster Harfenmusik, Klänge die selbst ich als alter Harfenhase noch nie erlebt habe?
Ich war tief erfüllt, als wir den Konzertsaal verließen, die Rezensionen zu diesem Abend überlasse ich den Zeitungen.
Ein unvergessliches Erlebnis.
Ich bin aber ganz beruhigt, dass es mittlerweile auf dem Festival auch Seminare wie Percussion, Gesang oder Ensemblespiel gibt. Denn sollte ich mal alles auf der Harfe gelernt haben, was mich begeistert, hab ich Gott sei dank noch andere instrumentale Möglichkeiten zur Verfügung; Ich will nämlich unbedingt die nächsten Jahre und noch viel länger wiederkommen....
Mich hat die freundlich-lockere Art des Miteinanders und die wunderbare Atmosphäre sehr begeistert und ich fühle mich wie zu einer Harfenfamilie zugehörig. Das bereitet mir ein angenehmes Gefühl im Bauch.
Vielen Dank an alle, die mit unermüdlichen Einsatz an der Realisierung dieses unvergesslichen Ereignisses mitwirken.